Mai – dieser Monat ist ein Kuss

Dieser Monat ist ein Kuss,
den der Himmel gibt der Erde,
dass sie jetzund eine Braut,
künftig eine Mutter werde.
(aus dem Sinngedicht „Der Mai“ (1654) von Friedrich von Logaus (1604-1655)

Nahaufnahme einer Pflanze

Endlich ist er da – der Mai! Wusstet ihr, dass der Monat Mai früher „Blumenmond“ genannt wurde, da jetzt die meisten Blumen blühen? Das finde ich wirklich sehr bildhaft und lyrisch. Die deutsche Sprache kann doch wirklich schön sein. Und tatsächlich bereitet uns der Mai ein wahres Feuerwerk an Farben, als ob uns die Natur einen Startschuss geben möchte und sagt: „Jetzt aber los“. In einem alten Volkslied heißt es „Alles neu macht der Mai“ und irgendwie ist da ja was dran – schließlich macht er aus kalt warm, aus grau bunt. Er ist der Monat des Neubeginns, der neue Chancen und Hoffnungen in sich trägt und die Energie dafür liefert er auch gleich mit. Und so regt sich auch in mir ein magischer Neustart, aber davon in Kürze mehr.

Gänseblümchen

Auf jedem Fall ist die Welt nun wieder hell und licht, voller Farben, Blüten, Heiterkeit und Leichtigkeit. Beim Aufwachen morgens höre ich Vogelgezwitscher, als ob die Vögel den Frühling ebenfalls feiern. Ich freue mich auf meinen morgendlichen Tee auf meiner sonnigen Terrasse und staune über das Erwachen des Lebens. Ich halte meine Nase in die sanfte Brise, die mir den unglaublichen Geruch von neu erwachenden Bäumen und Sträuchern in die Nase weht. Die Welt riecht im Frühling wie neugeboren, findet ihr nicht? Der Mai lässt mich aufatmen, macht meine Seele wieder munter und zieht mich hinaus auf die Wiesen und in die Wälder.

Abendstimmung auf der Wiese

Auch das Vieh hat man früher im Mai wieder auf die Weiden getrieben und so führte Karl der Große im 8. Jahrhundert den Namen „winnimãnõd“ ein, was eigentlich „Weidemonat“ bedeutet. Das alte Wort „winne“ für „Weide“ verstand man im 16. Jh. nicht mehr und in „Wonne“ umgedeutet. Allerdings finde ich den Namen „Wonnemonat“ ja auch sehr schön, denn Freude bringt der Mai ja allemal. Der heutige Name „Mai“ kommt übrigens von der römischen Göttin Maia. Sie gilt als Großmutter der Magie und jungfräuliche Frühlingsgöttin, die uns Wärme und Wachstum bringt – und das passt ja auch. 

Nahaufnahme einer Apfelblüte

Das führt mich zum nächsten Symbol im Mai: den Maibaum. Er steht für die Blüte, das Wiedererwachen der Natur und stellt die Verbindung zwischen Himmel und Erde dar. Dabei sind die Ursprünge dieses Brauchs immer noch unklar. In der Romantik des 19. Jh. wurde er als Phallus gedeutet, der für Fruchtbarkeit und reiche Ernte sorgen sollte. Diese These wird heute allerdings verworfen. Oft werden germanische Riten als Ursprung genannt, da den Germanen Wälder und Bäume heilig waren. So wie wir den Maibaum heute kennen, kommt er aus dem 16. Jh. Damals diente er allerdings auch anderen Zwecken: als Kirchweihbaum, als Ehrenmaibaum für einzelne Personen oder als mit Preisen behängte Kletterstange. Erst seit dem 19. Jh. ist er als Symbol des Selbstbewusstseins einzelner Orte als Ortsmaibaum zu sehen.

Baum im Abendlicht

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